Die Xuyên-Akkord und die spannungsgeladene Zeit des Kalten Krieges in Vietnam

blog 2024-12-30 0Browse 0
Die Xuyên-Akkord und die spannungsgeladene Zeit des Kalten Krieges in Vietnam

Vietnam, ein Land geprägt von einer reichen Geschichte, voller faszinierender Persönlichkeiten und bewegender Ereignisse. Wer an Vietnam denkt, der denkt vielleicht zuerst an Ho Chi Minh oder den Vietnamkrieg. Doch die Geschichte Vietnams ist weit mehr als nur diese bekannten Gesichter und Konflikte. In diesem Artikel möchte ich euch eine weniger bekannte Figur aus der vietnamesischen Geschichte vorstellen – Xavier Nguyễn Văn Thiện.

Thiện war ein bedeutender Politiker, Diplomat und Mitglied der katholische Kirche. Er spielte eine zentrale Rolle bei der Verhandlung des Xuyên-Akkords, einem wichtigen Abkommen zwischen Nord- und Südvietnam im Jahr 1954. Dieser Akkord beendete den Ersten Indochina-Krieg und legte den Grundstein für die Teilung Vietnams in einen kommunistischen Norden und einen antikommunistischen Süden.

Die Entstehung des Xuyên-Akkords

Die Geschichte des Xuyên-Akkords beginnt mit dem Ende des Ersten Indochina-Krieges. Der Konflikt zwischen Frankreich und der vietnamesischen Befreiungsarmee, den Viet Minh unter der Führung von Ho Chi Minh, hatte das Land verwüstet und zu einer tiefen politischen Spaltung geführt. Im Juli 1954 trafen sich die Kriegsparteien in Genf, um über eine friedliche Lösung des Konflikts zu verhandeln.

Xavier Nguyễn Văn Thiện, damals vietnamesischer Botschafter in Frankreich, wurde als Teil der südvietnamesischen Delegation zur Genfer Konferenz eingeladen. Als ein gläubiger Katholik und erfahrener Diplomat, war er bekannt für seine besonnene Art und sein diplomatisches Geschick. Während der Verhandlungen stellten sich die Positionen von Nord- und Südvietnam als äußerst schwierig heraus.

Die Viet Minh unter Ho Chi Minh forderten die vollständige Unabhängigkeit Vietnams und die Wiedervereinigung des Landes unter kommunistischer Führung. Die südvietnamesische Regierung, unterstützt von den Vereinigten Staaten, wollte dagegen einen unabhängigen Staat in Südvietnam erhalten, der frei von kommunistischer Einflussnahme war.

Thiện als Brückenbauer

Inmitten dieser angespannten Verhandlungen trat Xavier Nguyễn Văn Thiện als Vermittler auf. Er suchte nach Kompromissen und versuchte, die Positionen beider Seiten einander anzunähern. Durch seine ruhige und überlegte Art konnte er das Vertrauen der Verhandlungspartner gewinnen.

Thiện argumentierte für eine friedliche Lösung des Konflikts und betonte die Notwendigkeit einer nationalen Einheit. Er schlug vor, Vietnam in zwei getrennte Staaten zu teilen – einen kommunistischen Norden unter der Führung Ho Chi Minhs und einen antikommunistischen Süden. Diese Idee stieß zunächst auf Widerstand bei beiden Seiten, doch Thiện konnte durch beharrliche Verhandlungen schließlich einen Kompromiss erreichen.

Der Xuyên-Akkord sah vor, dass Vietnam vorübergehend in zwei Staaten geteilt werden sollte. Die Grenzen des Landes sollten entlang des 17. Breitengrades gezogen werden. In Nordvietnam würde die kommunistische Regierung der Viet Minh die Macht übernehmen, während Südvietnam unter der Führung eines pro-westlichen Regimes stehen sollte.

Der Akkord sah außerdem vor, dass innerhalb von zwei Jahren allgemeine Wahlen in ganz Vietnam stattfinden sollten, um eine Wiedervereinigung des Landes zu ermöglichen. Die Hoffnung war, dass diese Wahlen ein demokratisches und geeintes Vietnam schaffen würden.

Die Folgen des Xuyên-Akkords

Der Xuyên-Akkord beendete zwar den Ersten Indochina-Krieg, doch er legte gleichzeitig den Grundstein für weitere Konflikte in Vietnam. Die Teilung des Landes entlang der 17. Breitengrades führte zu einer tiefen Spaltung in der vietnamesischen Gesellschaft.

Die Hoffnungen auf eine friedliche Wiedervereinigung erfüllten sich nicht. Südkorea unter dem pro-westlichen Regime von Ngo Dinh Diem verwehrte den Viet Minh die Teilnahme an den geplanten Wahlen.

In Nordvietnam festigte die kommunistische Partei ihre Macht und begann mit der Unterstützung von China und der Sowjetunion, ihren Einfluss in Südvietnam auszuweiten. Dies führte schließlich zum Vietnamkrieg, einem brutalen Konflikt, der über zwei Jahrzehnte dauerte.

Der Xuyên-Akkord steht somit als Symbol für ein versuchtes Kompromissmodell inmitten eines komplexen politischen Konflikts. Xavier Nguyễn Văn Thiện,

der durch seine diplomatischen Fähigkeiten einen Weg zur friedlichen Beendigung des Ersten Indochina-Krieges fand, sollte leider keinen bleibenden Frieden in Vietnam erlangen können. Die Geschichte Vietnams im 20. Jahrhundert ist eine traurige Erinnerung an die Folgen von Spaltung und Konfrontation.

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